Spiritual - Wochenenden

sind die gefragtesten, ich leite sie am häufigsten.

Meistens laufen sie so ab: am Freitagabend halte ich die erste Probe - sie dauert meist eher lange. Ich bemühe mich, alle fürs Seminar ausgewählten Lieder schon bei dieser Probe einmal durchzusingen, wenn auch aus zeitlichen Gründen manchmal ein wenig ungenau.

Die erarbeiteten Melodien wirken über Nacht in den Köpfen der Sänger und Sängerinnen nach; am Samstag geht es in der Probe viel leichter, als wenn man da erst beginnen müsste.

Darum zahlt sich die vorhergehende flüchtige Erarbeitung des Liedgutes in der Freitagprobe immer aus.

Am Samstag hängt die Anzahl der Proben davon ab, ob das Wochenende in einer Hütte in der Natur stattfindet und die SängerInnen frei haben, oder ob wir in der Stadt sind und einige Teilnehmer am Samstagvormittag arbeiten müssen; jedenfalls sind es zwei oder drei Proben zu zwei-drei Stunden mit jeweils einer Stunde Pause dazwischen.

Während der Samstagproben erarbeiten wir die Lieder ganz und spielen mit den Details und dem Chorklang. Meist gehen wir sehr müde schlafen.

Für den Sonntag ist es das Beste, wenn wir die Lieder in einem Gottesdienst singen können, welcher nicht zu früh stattfindet.

Vor der Sonntagmesse singen wir ein und wiederholen alle Lieder, so dass für die Probe mindestens eine, besser noch zwei Stunden reserviert sein sollten.

Darum müssen wir sonntags manchmal früh aufstehen. Dies ist der einzige unangenehme Moment des Seminars. Ich versuche stets Lieder für ein Seminar auszuwählen, die vom Schwierigkeitsgrad her dem Niveau des Chores entsprechen.

Meistens nehme ich sechs Stücke, von denen zwei sehr leicht sind und eines ein wenig schwieriger. Geht die Arbeit gut voran, schaffen wir alle sechs Lieder, manchmal sind es nur fünf, und das schwierigere singen wir nicht öffentlich.

Manchmal entspringt einem Seminar ein fortbestehender Chor. Ich wähle dann mit dem ständigen Chorleiter die Lieder für weitere Seminare aus, die später oft Teil des Chorrepertoirs bleiben. In solchen Situationen ist es günstig, wenn der Chorleiter seinen Chor vor einem Seminar schon ein wenig vorbereitet.

Die Arbeit geht viel schneller voran und wir können die Lieder noch verfeinern. Manchmal können wir sogar in einem Konzert auftreten. (Ab und zu werde ich sogar als Gastchorleiter eingeladen, und ich darf in schon bestehende Lieder des Chores eingreifen, sie gar im Konzert dirigieren.)

Stets versuche ich, das Einstudieren von Liedgut mit Stimmbildung zu verbinden. Ich lege großes Gewicht auf den Chorklang und opfere gern einen Großteil der Probenzeit der Arbeit mit dem Klang des Chores. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass ein Lied nur bei gutem Zusammenklang des Chores schön klingen kann.

Meine Seminare zum Studium von Repertoir grenzen eng an die Seminare für chorische Stimmbildung. Der Entwicklungsstand des Chores ist für mich nicht wichtig.

Ich kann meine Ansprüche sowohl an Chöre von Anfängern als auch an hoch entwickelte Chöre anpassen. Ein Problem enrsteht erst dann, wenn in einem Seminar absolute Anfänger auf sehr erfahrene Chorsänger treffen. Hier ist es schwierig, Kompromisse zu finden. Für mich ist es sehr wichtig, dass es gelingt, die Schüchternheit zu Hause zu lassen und die Angst, sich zu exponieren, zu überwinden, besonders wichtig ist, dass die Atmosphäre bei den Proben gelassen, fröhlich und schöpferisch ist.

Damit wir mit Freude und entspannt singen können. Meistens gelingt es bei den Seminaren. Wenn ich nach einiger Zeit die Gelegenheit habe festzustellen, dass die SängerInnen ,,unsere" Lieder weiterhin mit Freude und unbefangen singen, dann bin ich sehr glücklich.



Letzte modikation am: April 18, 2011